Der Euro

Marktkommentar 11/2022

von Frank-Rüdiger Griep

Der Binnenwert des Euros hat schon seit Jahren gelitten. Negativer Realzins ist die Folge einer viel zu lockeren Geldpolitik. In diesem Jahr ist die Lage richtig schlecht geworden. Sicher hat Putins Krieg auch dazu beigetragen, dass der Euro mit 10% Inflation belastet ist. Die initiierte Rohstoffverknappung ist für Europa als Netto - Energie-Importeur natürlich schwer zu verdauen. Das hat die Preise von Gas, Öl und Kohle nach oben getrieben.

Der Euro erfüllt damit eine wichtige Geldfunktion nicht mehr - nämlich die Vermögensaufbewahrungsfunktion. 10% Inflation, die nicht durch Zinsen ausgeglichen werden.

Auch der Aussenwert des Euros entwickelte nicht gut. Lag der Kurs noch gar nicht vor langer Zeit noch bei 1,20 - 1,25 zum US$, so liegt er jetzt bei rd. 0,98 zu 1,00. Das ist ein Absturz von 20%. Da die Energieprodukte in US$ bezahlt werden müssen, ergibt sich schon allein daraus eine Verteuerung von 20%.

Binnenwert und Aussenwert unser Währung sind schlecht. Der Euro ist angeschlagen. Mit der niedrigen Zinspolitik der EZB wurden die Haushalte der stark verschuldeten Euroländer geschont. Die niedrigen Zinsen ermunterten die Staaten sogar, sich weiter zu verschulden.

Auch wenn die EZB jetzt mit größeren Zinsschritten begonnen hat, die Inflation zu bekämpfen, wird es noch lange dauern, bis diese Geldkrise vorbei ist.

Aktienmärkte reagieren bei Zinserhöhungen immer nervös - das hat sich auch dieses Mal wieder gezeigt. So hat der DAX seit Jahresanfang 3000 Punkte verloren. Diese hohe Inflation wird sich auch negativ auf die Konjunktur auswirken. Die Bundesregierung plant schon deshalb mit einer Rezession von 0,4% für das nächste Jahr. Diese Prognose ist optimistisch - ich denke, die Kontraktion der Wirtschaftsleistung ist höher.

In einer Rezession werden die Unternehmensergebnisse zurückgehen. Die amerikanischen Technologiekonzerne vermeldeten auch jüngst schon schwache Ergebnisse. Darauf müssen wir uns in Europa und insbesondere auch in Deutschland einstellen. Die Energiepreise sind in Deutschland zu hoch, um nachhaltig wettbewerbsfähig zu sein und genau das ist das Dilemma. Dieser Nachteil kann von der Industrie nicht ausgeglichen werden, auch wenn der schwache Euro hier sicher etwas hilfreich ist.

Für die Aktienmärkte bedeutet es zunächst nichts Gutes. Ich bleibe aber trotzdem optimistisch für die weitere Kursentwicklung. Die Zinsen sind noch niedrig und gleichen natürlich den Kaufkraftschwund von 10% nicht aus. Die Märkte sind sehr liquide und das dürfte dann der Treibstoff sein, für wieder steigende Kurse. Bei diesem Kursniveau können die Anleger langsam wieder Käufe tätigen.

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