Kommt die Jahresendrally?

Marktkommentar 11/2024

von Frank-Rüdiger Griep

Kommt die Jahresendrally oder kommt sie nicht?

Vor einigen Monaten hatte ich über das Dilemma der deutschen Autoindustrie geschrieben. Die Autofahrer sollen politisch gewollt E-Fahrzeuge kaufen, die sie nicht kaufen wollen. In dieser Zerreißprobe befinden sich die Autobauer. Gegenseitige Schuldzuweisungen machen deutlich, wie verfahren die Sache ist. Die Politik wirft den Wirtschaftsbossen vor, sie hätten die Entwicklung in der Elektromobilität verschlafen und würden nun den chinesischen Wettbewerbern den Markt kampflos überlassen. Die Autoindustrie hingegen schimpft über die abrupte Einstellung sämtlicher Förderungen für die E-Autos. Eines steht fest - so kommt man nicht weiter.

Deutschland verliert industrieweit seine Wettbewerbsfähigkeit. Mehrfach wiederholt und dennoch nicht gehört, geht es um die Rahmenbedingungen, die im Verhältnis zum internationalen Vergleich einfach viel zu schlecht sind. Außerdem sollten die Politiker zur Kenntnis nehmen, dass E-Autos nicht in dem Maße nachgefragt werden, wie es die herausfordernden Ziele der Bundesregierung sind. Bis 2030 sollen demnach auf deutschen Straßen 15 Millionen E-Fahrzeuge fahren - z. Zt. sind es 1,4 Millionen reine Stromer. Mickrig sind deshalb auch die Autoverkäufe vom chinesischen Hersteller BYD mit rund 1.400 Fahrzeugen im ersten Halbjahr und das für die ganze Bundesrepublik.

VW zieht aus der Misere knallharte Konsequenzen - Mitarbeiterabbau, Gehaltsreduktionen und Werksschließungen sind die Folge. Der Aktienkurs hat seit einem Jahr 9 Prozent eingebüßt und sicher wird auch die Dividende für die Aktionäre gekürzt. Aber VW befindet sich ja in Gesellschaft mit Mercedes Benz und BMW. Beide Adressen haben jüngst Gewinnwarnungen herausgegeben. Ebenfalls ist damit zu rechnen, dass diese Konzerne ähnliche Konsequenzen ziehen werden.

Aber es gibt auch Unternehmen in Deutschland, die über gute Entwicklungen berichten konnten. Ich denke dabei an die Finanztitel - Allianz und Münchner Rück Versicherung zeigten sich zufrieden mit dem Jahresverlauf und werden sicher ihre Dividenden erhöhen. Auch Technologiekonzerne wie SAP und Deutsche Telekom legten bisher eine gute Performance hin.

Die Deutsche Wirtschaft schrumpft auch wieder in 2024. Die Folge wird sein, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigen wird und viele Unternehmen, auch gerade Mittelständler, nach besseren Rahmenbedingungen im Ausland Ausschau halten werden.

Wahljahre in den USA sind gute Börsenjahre heißt es und das trifft bisher auch wieder zu. Die großen Indices wie S&P 500, MSCI World und auch der deutsche Aktienindex haben bislang gut zugelegt. Mit einem Zuwachs von über 16 Prozent konnte der DAX seine Anleger erfreuen. Das ist trotz konjunktureller Schwäche ein gutes Ergebnis und ich denke, dass dieses Niveau bis zum Jahresende auch gehalten wird. Einen deutlichen Zuwachs sehe ich nicht mehr, zumal auch die deutsche Wirtschaft mit einem negativen Vorlauf ins neue Jahr gehen wird. Steigende Energiepreise, wie sie zum Jahresende üblich sind, werden die Inflationsrate wieder beeinträchtigen. Das könnte dann die Zinssenkungserwartungen auch trüben.

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