Wirtschaft unter Druck

Marktkommentar 11/2025

von Frank-Rüdiger Griep

Frank-Rüdiger Griep

Reicht es aus? Die deutsche Wirtschaft schwächelt. Um es auf den Punkt zu bringen, könnte man sagen: Seit 2018 sinken Innovation und Investitionen - während die Staatsausgaben steigen und eine anhaltende, teils leichte Rezession besteht. Das beschreibt den derzeitigen Zustand unserer Volkswirtschaft recht treffend.

Die neu gebildete Bundesregierung hat sich vorgenommen, diesen Zustand so schnell wie möglich zu ändern. So wurde den Unternehmen die Möglichkeit gegeben, Investitionen innerhalb von drei Jahren bilanziell abzuschreiben. Ab dem Jahr 2028 soll dann die Körperschaftsteuer schrittweise gesenkt werden. Darüber hinaus bietet der Staat Rentnerinnen und Rentnern die Möglichkeit, bis zu 2.000 Euro steuerfrei dazuzuverdienen.

Das klingt zunächst positiv - allerdings bestehen noch offene Fragen zu den Krankenkassenbeiträgen und dem Steuerprogressionsvorbehalt. Ob diese Maßnahme tatsächlich dazu beiträgt, den Fachkräftemangel zu mildern, bleibt abzuwarten. Wird die Tätigkeit für Ruheständler noch attraktiv sein, wenn doch Abgaben zu leisten sind?

Abgesehen davon ist kein besonderer Reformeifer zu erkennen. Die bekannten Probleme – Rentenreform, Bürgergeld bzw. Grundsicherung, Bürokratisierung und hohe Energiekosten - bestehen fort und wurden vorerst in Kommissionen ausgelagert.

Nein, das reicht nicht aus - es ist zu wenig, und es muss schneller gehen. Noch kann sich Deutschland glücklich schätzen: Die internationalen Ratingagenturen vergeben weiterhin Bestnoten. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe liegt derzeit bei 2,6 Prozent p. a.; in Italien und Frankreich beträgt sie bereits etwa 3,4 Prozent p. a. Noch höher liegen die Zinsen in den USA - dort rentieren zehnjährige Staatsanleihen mit rund 4 Prozent.

Ich befürchte, dass die Ratingagenturen ihre Einschätzung für Deutschland herabsetzen könnten, wenn der wirtschaftliche Aufschwung ausbleibt. Dann wäre es vorbei mit dem billigen Geld - und das ausgerechnet in einer Phase, in der sich der Staat erneut stark verschulden will, um Infrastruktur und Landesverteidigung zu verbessern.

Trotzdem konnte sich der DAX gut behaupten. Viele deutsche Konzerne erwirtschaften ihre Gewinne im Ausland - vor allem in China, Indien und den USA. Die meisten exportorientierten Unternehmen profitieren von der weltweiten Nachfrage und zeigen solide Geschäftszahlen. Umsätze, Betriebsergebnisse und Auftragseingänge entwickeln sich stabil, und zahlreiche Analysten erwarten auch weiterhin attraktive Dividendenausschüttungen.

Aber auch die US-Wirtschaft dürfte sich robust zeigen. Bei einer Inflation von rund 3 Prozent und einem sich abkühlenden Arbeitsmarkt wird es für die amerikanische Notenbank allerdings schwierig, ihre Zinspolitik angemessen zu steuern.

Die internationalen Kapitalmärkte präsentieren sich insgesamt stabil, da neue Technologien - insbesondere Künstliche Intelligenz - zusätzliche Wertschöpfung und Produktivitätssteigerungen in vielen Branchen ermöglichen.

Deshalb bleibe ich bei meiner positiven Einschätzung für Anlagen in Aktien und Edelmetallen. Ein besseres Konjunkturbild wünsche ich mir allerdings für die Bundesrepublik Deutschland.

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