Portfoliomanagement 2022
Marktkommentar 01/2022
von Frank-Rüdiger Griep
Die Aktienkurse hatten einen guten Start ins neue Jahr. So meisterte der DAX den ersten Tag und die erste Woche erfolgreich und das kann ein gutes Omen für das Jahr werden. Für die Börsianer ist es wichtig, das die ersten Tage gut verlaufen. Leider haben aber die Kapitalmärkte die alten Probleme aus 2021 mit ins neue Jahr genommen und so beeinflussen Inflation, Corona und Ukraine Krise die Märkte weiter.
Die Inflation hat im letzten Jahr schon heftig für Unruhe gesorgt. In den wichtigsten Industrienationen stiegen die Preise, teilweise sogar rasant. USA verzeichnete eine Teuerung von ca.7% und in Deutschland waren es aber auch zuletzt etwa 5%. Das ist deutlich zu hoch und deshalb beginnt die amerikanische Notenbank in diesem Jahr mit ersten Zinsschritten. Sukzessive sollen die Zinsen in drei Schritten dort steigen. Die EZB fährt m.E. einen Zick-Zack Kurs. Die Inflation wird zwar nicht geleugnet, aber dafür falsch eingeschätzt. Die Prognosen der EZB basieren auf Hoffnung, nicht auf Realität. Der Druck auf die EZB Chefin nimmt zu, auch in Europa erste Maßnahmen einzuleiten.
Es verwundert nicht, dass der Euro schwächer geworden ist. Gut für den Export- schlecht für den Import. Da Europa hauptsächlich Energie ( Öl und Gas) importiert, sind diese wichtigen Produkte auch massiv teurer geworden. Coronabedingt funktionieren die Lieferketten nicht, welches zu einer Verknappung des Waren- und Dienstleistungsangebotes führt. Seit der Finanzmarktkrise in 2008/ 2009 hat die EZB die Geldmenge stark ausgeweitet . So stieg der Kassenhaltungskoeffizient von 9% auf aktuell 51%. Das bedeutet, dass die Geldmenge in dem Zeitraum um mehr als das fünffache anstieg, obwohl die Wertschöpfung im gleichen Zeitraum nur um 20% wuchs. Die unterschiedlichsten Ankaufsprogramme sind die Ursache für die Geldmengenausweitung und es bleibt abzuwarten, wie die EZB mit diesem Thema der notwendigen Geldverknappung umgeht.
In den USA erleben wir gerade den Beginn der Lohn-Preis-Spirale – in Europa können wir dieses noch nicht beobachten. Sollte die Lohn-Preis-Spirale nicht verhindert werden, dann sind Zinsschritte unumgänglich.
Die Ukraine- Krise ist ein Politikum. Gefährlich wird es für die Kapitalmärkte nur dann, wenn es zu Kriegshandlungen kommt und wenn die Westmächte Russland vom internationalen Zahlungsweg Swift ausschließen. Zu dieser Bestrafung wird es aber nicht kommen, denn alle Staaten würden darunter leiden.
Corona ist ein ernstzunehmendes Ärgernis und es wird auch eines bleiben. Deshalb kann Corona jederzeit Turbulenzen an den Märkten auslösen.
Die Unternehmensergebnisse waren im letzten Jahr gut. Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr auch wieder gute Quartalszahlen sehen werden. Aktien gehören ins Depot – Gold könnte auch interessant werden. Natürlich sind steigende Zinsen nicht gut für die Kurse – wir sehen es gerade am Verlauf der Technikwerte. So korrigierte die NASDAQ immerhin um ca. 10%. Aktien und Gold sind aber Sachwerte und die haben sich in Krisenzeiten immer bewährt. Dennoch, ich gehe von einer höheren Schwankungsbreite in diesem Jahr aus. Das müssen die Anleger wissen und das müssen sie auch aushalten.